Die komplexe Welt der Halitosis.
Obwohl der Ausdruck Mundgeruch am häufigsten verwendet wird, lautet der medizinische Fachbegriff für unangenehmen Atemgeruch Halitosis. Der Begriff tauchte erstmals 1921 in den USA auf – auf dem Etikett einer Flasche Mundspülung, und ist eine Kombination aus der lateinischen Form „halitus“ (ausgeatmete Luft) und der griechischen Endung „osis“ (Suffix, das eine krankhafte Veränderung beschreibt).
Ein Problem, das die Lebensqualität beeinträchtigt.
Obwohl der medizinische Fachbegriff relativ neu ist, handelt es sich um eine der ältesten Erkrankungen, die besonders negative Auswirkungen auf sozialen Beziehungen hat.
Das Bewusstsein, an Mundgeruch zu leiden, hat psychologische Folgen, die sich in sichtbaren Verhaltensweisen zeigen – wie etwa dem ständigen Bedecken des Mundes beim Sprechen, dem Einhalten eines größeren Abstands zu anderen als üblich oder sogar dem vollständigen Meiden sozialer Kontakte.
Halitosis als Hinweis auf eine zugrunde liegende Erkrankung.
Der menschliche Atem (auch wenn er als normal angesehen wird) ist ein Gas mit einer komplexen Zusammensetzung. Wissenschaftler haben eine Vielzahl flüchtiger Verbindungen identifiziert und festgestellt, dass eine Probe der ausgeatmeten Luft über 200 verschiedene Verbindungen enthalten kann. Eine Vielzahl von Faktoren bestimmt, welche dieser Verbindungen nachweisbar sind …
Die häufigsten Ursachen für Mundgeruch.
Ein im Jahr 2010 vom Breath Institute veröffentlichter Bericht bestätigte, dass die Ursache für etwa 60 % der Fälle von Halitosis im Mund zu finden ist.
Extra-orale Ursachen (im Zusammenhang mit dem Atmungssystem, dem Verdauungstrakt oder systemischen Ursachen) werden mit etwa 17% der Fälle in Verbindung gebracht. Die Diagnose dieser extra-oralen Ursachen erweist sich meist als komplex und erfordert den Einsatz modernster Technologien. Deshalb wird Patienten stets empfohlen, ein spezialisiertes Halitosis-Zentrum aufzusuchen.
Das Tabu brechen.
Schätzungen zufolge leiden über 25 % der Bevölkerung regelmäßig unter Mundgeruch – unabhängig von Geschlecht, Alter oder sozialem Status – und 50 % der Menschen haben sich irgendwann einmal Sorgen um ihren Atem gemacht. Dennoch herrscht trotz der zunehmenden Bedeutung, die dem sozialen Einfluss von Halitosis beigemessen wird, insbesondere im Hinblick auf die gravierenden Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen, noch immer große Unwissenheit über dieses Thema.
Sollten wir jemandem, der an Halitosis leidet, darauf hinweisen?
Ohne Zweifel lautet die Antwort: Ja. Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass Kolleginnen und Kollegen sowie enge Freundinnen und Freunde von Menschen, die unter Halitosis leiden, das Thema lieber nicht ansprechen und stattdessen schweigen. Befragt nach ihrer Haltung begründen sie diese damit, dass es sich um ein sensibles Thema handle und sie sich dabei unwohl fühlen, es offen zur Sprache zu bringen.